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rizla
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XP
FPC mit Lazarus
BeitragVerfasst: Mi 23.07.14 12:11 
Hallo Delphi-Kompagnon!
Habe (mit etwas Erschrecken) gerade dieses hier gesehen.
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Kann sich jemand (und damit mir) erklären, wann und warum Delphi (als sehr einfache und sehr strukturierte, bestens für Einsteiger geeignete) Programmiersprache) scheinbar so un(-ter)beliebt geworden ist?

Beste Grüße

(ein sinnierender)
rizla

editiert. grund: bild direkt eingefügt, als anhang entfernt.

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jaenicke
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BeitragVerfasst: Mi 23.07.14 13:18 
Die Zählmethoden sind sehr fragwürdig und jeder bekommt etwas anderes heraus, je nachdem wer die Studie durchführt und beauftragt hat.

Dass Delphi nicht so weit verbreitet ist, liegt hauptsächlich an der kurzsichtigen Firmenpolitik von Embarcadero. Da es keine kostenlose Version gibt, benutzt fast kein Einsteiger, Student usw. mehr Delphi. Damit setzt Embarcadero rein auf Umsteiger und bestehende Delphientwickler um kurzfristig möglichst viel herauszuholen.
Langfristiges Denken ist in den USA allerdings nicht nur bei Embarcadero oft Mangelware...

// EDIT:
Was nicht heißt, dass sich Delphi nicht weiterentwickelt. Da passiert sehr viel und wir arbeiten auch gern mit XE6 usw., aber man findet halt keine Entwickler.

Für diesen Beitrag haben gedankt: rizla
Martok
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BeitragVerfasst: Mi 23.07.14 18:15 
Auch Gruppieren viele dieser Statistiken nicht ordentlich, so dass gerne mal Delphi, ObjectPascal und Freepascal einzeln gezählt werden. Das ist ungefähr so sinnvoll wie gcc und MSVC einzeln zu listen ;)
Bei Code2013 sah das noch etwas anders aus. Aber du hast bei sowas natürlich immer massives Selection Bias drin: wen findest du auf twitterbasierten Umfragen? Richtig, Webentwickler. Dass da kein Delphi rauskommt ist klar...

Andererseits leidet Delphi auch darunter, dass Windows-Only (mittlerweile eigentlich Win64?) weniger relevant wird. Man hat sich nun mittlerweile auf Mobile eingeschossen, aber das ist IMHO auch eher Blödsinn. Linux und (vor allem) OSX mit einem funktionierenden Toolkit(!) wären wesentlich sinnvoller gewesen. Sowas passiert halt bei Management By Buzzword; mein Eindruck ist immer, dass man nicht so wirklich weiß ob man jetzt eine Sprache, Compiler, IDE oder sonstwas als Produkt haben will. Nicht zu wissen was das eigene Produkt ist geht selten gut :roll:

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jaenicke
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BeitragVerfasst: Mi 23.07.14 21:54 
user profile iconMartok hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
Andererseits leidet Delphi auch darunter, dass Windows-Only (mittlerweile eigentlich Win64?)
Das geht zwar seit XE2, aber auch aktuelle Projekte werden soweit ich das beobachten kann oft nur als 32-Bit herausgebracht, obwohl sie oft auch direkt für 64-Bit kompiliert werden können. Die meisten Projekte ziehen daraus schlicht keinen Vorteil.
Unsere Anwendungen kompilieren auch unter 64-Bit, die nötigen Assemblerabschnitte habe ich selbst übersetzt, aber veröffentlicht haben wir bisher keine einzige so. Einzig unsere nächste Serverversion wird es vermutlich auch mit 64-Bit geben, weil dort die 2 GB RAM etwas knapp werden könnten.

user profile iconMartok hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
weniger relevant wird. Man hat sich nun mittlerweile auf Mobile eingeschossen, aber das ist IMHO auch eher Blödsinn. Linux und (vor allem) OSX mit einem funktionierenden Toolkit(!) wären wesentlich sinnvoller gewesen.
Mit OSX hatte ich mit Delphi bisher wenig Probleme. Bei iOS habe ich da deutlich mehr Probleme, da habe ich bisher nur testen können, aber die liegen eher an iOS denn an Delphi. Und mit Android läuft (nach Anfangsschwierigkeiten mit ADB, die aber auch nix mit Delphi zu tun haben) alles problemlos, selbst auf billigen China-Smartphones.

Linux macht für Delphi eher weniger Sinn. Ich kenne einige, die Linux einsetzen, aber außerhalb der geschäftlichen Nutzung kenne ich niemanden, der bisher auch nur einen Cent für eine Linuxanwendung oder Dienstleistung bezahlt hat. (Ich auch nicht.) Deshalb ist es gut, dass das mit Lazarus und vielen anderen Tools geht, aber als Delphientwickler möchte man aufgrund der Ausrichtung von Delphi gegen Hobbyentwickler in der Regel eher Geld verdienen und da sehe ich keinen Markt. :nixweiss:
Martok
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BeitragVerfasst: Mi 23.07.14 22:13 
user profile iconjaenicke hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
Deshalb ist es gut, dass das mit Lazarus und vielen anderen Tools geht, aber als Delphientwickler möchte man aufgrund der Ausrichtung von Delphi gegen Hobbyentwickler in der Regel eher Geld verdienen und da sehe ich keinen Markt. :nixweiss:
Hm. Liegt wohl am Geschäftsfeld ;)
Ich seh das aus der Spieleentwicklerszene raus, und da hast du heute schlichtweg keine Chance mehr, wenn du nicht nativen Linux-Support hast - außer du bist bereits "Too Big To Fail". Hat uns mal ein Ludum Dare versaut, das nicht einzuplanen :oops:
Deine Wahl ist also entweder eine fertige Crossplatform Engine (also C++ oder Mono(Unity)), Java, Mono oder irgendwas mit Skriptsprachen (Lua, Python). Oder FPC ;)

Ich meinte das Ausrufezeichen an dem Toolkit übrigens ernst. FMX ist schön (bunt) und gut, aber es ist nichts natives. Und man hat eben eine Umgebung für die fast keine Komponenten existieren - dann brauch ich aber auch kein Delphi mehr, da ist das Angebot in der .NET-Welt einfach größer (schlicht durch den Zeitvorsprung).

OT: hattest du nicht mal was mit Embedded gemacht? Wird da echt noch mit Windows neuentwickelt? Und ich dachte schon Siemens war late to the party, als sie vor N Jahren angekündigt haben die Sinumerik mittelfristig auf Linux zu portieren.

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jaenicke
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BeitragVerfasst: Mi 23.07.14 23:19 
user profile iconMartok hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
Ich seh das aus der Spieleentwicklerszene raus, und da hast du heute schlichtweg keine Chance mehr, wenn du nicht nativen Linux-Support hast
Ja, Spiele sind was das Verdienen unter Linux angeht im Privatbereich wohl so ziemlich die einzige Ausnahme, die hatte ich vergessen. Wobei bisher bei den meisten Herstellern trotzdem relativ geringe Umsätze auf Linux entfallen, auch wenn es einige Spiele gibt, die sich da gut etabliert haben.

user profile iconMartok hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
FMX ist schön (bunt) und gut, aber es ist nichts natives.
Vorher haben wir unter Windows teilweise selbst gezeichnet, nun läuft das mit FireMonkey erstens direkt ohne selbst zu zeichnen und zweitens auch noch hardwarebeschleunigt, das nennt man win-win Situation. Nativ braucht nicht jeder. ;-)

user profile iconMartok hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
Und man hat eben eine Umgebung für die fast keine Komponenten existieren
Da gibt es viele, aber eher nicht kostenlos. Das ist bei .NET aber auch nicht anders, die wirklich guten Komponenten kosten da auch etwas.

user profile iconMartok hat folgendes geschrieben Zum zitierten Posting springen:
OT: hattest du nicht mal was mit Embedded gemacht? Wird da echt noch mit Windows neuentwickelt?
Sogar sehr gut, siehe Windows 8 Embedded, läuft extrem schnell und stabil.
Nersgatt
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BeitragVerfasst: Do 24.07.14 08:23 
Solche Statistiken sind natürlich immer schwer einzuschätzen, weil man nicht weiß, wie die Daten erhoben werden.
Ich arbeite mittlerweile in der 4. Firma, die sich aber in einer ähnlichen Branche bewegt. Alles Datenbankanwendungen und alle Firmen setzen Delphi ein. Auch hatte ich als Delphientwickler nie Probleme einen Job zu finden. Eher im Gegenteil, seit ich Delphi mache hab ich keine Bewerbung mehr geschrieben, sondern die Firmen haben MICH angerufen und um ein Gespräch gebeten. Das ist eine wirklich komfortable Position. Ich will das jetzt nicht nur auf Delphi als Grund zurückführen, meine Branchenerfahrung spielt da sicher auch mit rein. Aber dass ich Delphientwickler bin, hat daran auch einen großen Anteil.

Bei meinem aktuellen Arbeitgeber haben wir ein Java-Team, das vor allem Webanwendungen entwickelt und ein Delphi-Team, das Desktopanwendungen entwickelt. Einer das Javajungs hat letzten zu mir gesagt, dass er erstaunt wäre, wie schnell wir in Delphi Sachen umsetzen. O-Ton "wenn ich das in Java alles hätte machen müssen....".
Gut, im Gegenzug schau ich mir die Webanwendungen an und denke "wenn ich das in Delphi alles hätte machen müssen...." :D

Von daher ist Delphi/VCL für mich auf dem Desktop immer noch Mittel der Wahl. Funktionen, die es nicht out-of-the-box gibt, kann man meistens in Form von Komponenten nachkaufen. Kostet zwar gern reichlich Geld (z.B. DevExpress ist nicht billig), aber ich kostet auch Geld. Und so ist es für den Chef einfach günstiger, die Sachen in Form von Komponenten zuzukaufen.
An Firemonkey hab ich mich ehrlichgesagt noch nicht rangetraut. Die Wahl VCL/FMX ist ja recht tiefgreifend. Wenn man hier ins Klo greift, muss man die Oberfläche neu machen. Außerdem ist mir hier die Auswahl von Fremdkomponenten zu gering.
Außerdem hatte ich noch nie die Anforderung, für etwas anderes als Windows zu entwickeln. An den Arbeitsplätzen in Deutschen Büros stehen halt immer noch Windows-PCs. Und ich sehe nicht, dass sich das in naher Zukunft ändert.

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Gruß, Jens
Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du. (Mahatma Gandhi)

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